Tag 18
Beim Stopp in Soho fällt unserem Bartl plötzlich ein, dass er vom Bus will, weil der Guide gesagt hat hier kann man prima shoppen. Robert und ich sind ziemlich angepisst, weil wir eben zur Fähre wollen. Aber weil uns unsere Kids gut erzogen haben, latschen wir brav hinterher. Erster Shop: Sneakers. Wir beschließen, uns für ne Stunde zu trennen, weil ich beim besten Willen keine Scheißturnschuhe mehr sehen kann. So finde ich kurz darauf in einem Geschäft für DAMENschuhe ein echt geiles Paar Slipper, die ich schon bei Macy’s bestaunt hab, die dort aber leider zu teuer waren und die ganz irre glitzern. Hier ist der Preis grad ein Drittel und so schlage ich zu. Zurück am Bus stellen wir fest, dass meine Schuhe die einzige Ausbeute waren und ich empfinde eine gewissen Genugtuung. Wie wir endlich zur Fähre kommen ist es die letzte für den heutigen Tag und unser Bartl kann sich glücklich schätzen, dass wir die seinetwegen nicht versäumt haben. Das hätte er nicht überlebt. Übrigens sind wir echt fett angezogen und das ist gut so. Es ist wieder sonnig aber saukalt. Dann geht’s endlich los und wir sehen diese wahnsinnige Stadt vom Wasser aus. So etwas hab ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen und mein Fotoapparat glüht. Wir fahren die ganze Skyline ab und schließlich um die Freiheitsstatue. Alle was ich bisher an Sightseeing gemacht hab verblasst in diesen Momenten zur absoluten Nichtigkeit. Der Robert sagt ein paarmal ich soll den Mund zumachen. Ja, wie denn? Zurück am Pier sind wir vier alle sprachlos und so gibt’s erst mal nen Hot Dog. Wie wir wieder zur Besinnung kommen, beschließen wir, noch das Empirestatebuilding zu machen. Das war eigentlich erst für morgen geplant, aber erstens hat unser Reiseführer gesagt, nachts wär es deutlich besser und zweitens sind wir jetzt so aufgekratzt, dass wir eh nicht ins Hotel wollen. Also nix wie hin. Und was soll ich sagen: schon das Programm bevor du nach oben kommst ist einfach gigantisch. Per Videoclip erfährt man so ziemlich alles über NY und besonders natürlich das Gebäude und die Bauarbeiten. Danach geht’s in so ein Rüttelkino wo du per Simulation über NY fliegst. Eigentlich prima, aber hinterher ist uns schlecht wegen rütteln. Endlich auf der Plattform angekommen, liegt das nächtliche NY unter uns und es ist einfach nur traumhaft. Die anderen fünfhunderttausend Besucher empfinden das wohl genauso, jedenfalls hat man es schwer, einen Platz für echt gute Fotos zu finden. Irgendwie klappt es dann doch und am Ende sind wir ziemlich zufrieden und gehen nebenan noch auf Wings.
Heute (also mittlerweile Montag) stellen wir uns nach dem Frühstück in die Warteschlange von Linie blau und warten. Nach einer halben Stunde kommt ein Bus und wir Wartenden (so an die 30) sind ziemlich froh, dass es endlich los geht. Komischerweise schließen die Bustüren, bevor auch nur einer einen Fuß im Bus hat, und er fährt unverrichteter Dinge wieder ab. Ein paar Minuten später erfahren wir, dass der Bus defekt war und der nächste angefordert wird. Der ist allerding noch am Pier, also genau entgegengesetzt. Eine weitere Viertelstunde später nehmen wir uns ein Taxi. Wir fahren straight ahead zum Central Park. Dort angekommen finden wir einen netten Russen mit einem ebenso netten Kollegen und einigen Rikschas. Der erste Russe spricht perfekt deutsch, weil er dort studiert hat, und so beschließen wir mit den beiden Guys ne Radtour zu machen. Das ist perfekt, weil wir genauestens informiert werden über den ganzen Park und an den besten Plätzen halten zum fotografieren. Echt spitze. Danach will unser Bartl über die Brooklyn Bridge, weil die nette Reiseleiterin von gestern gesagt hat: das wär so beautiful. Also latschen wir los. 45 Minuten soll das Überqueren dauern. Schon nach 5 Minuten merke ich deutlich, dass der Charme dieses Weges meiner Person verschlossen bleibt. Es ist laut und stinkt (nein, nicht nur Abgase, die lackieren grad frisch hier) und rechts und links eine Million Autos im Stau. Von beautiful Lichtjahre entfernt. Dafür brauchen wir nur 25 Minuten für den Weg. Drüben angekommen, ist es auch nicht besser. Wir latschen die Hauptstraße einmal rauf und einmal runter, warten vor zwei Sneaker- und einem Käppistore, essen Cheeseburger und nehmen dann ein Taxi zurück in die Zivilisation. Gut, Brooklyn kennen wir jetzt auch. Nun werden wir uns noch kurz frischmachen und dann wollen wir ein letztes Mal zum Times Square. Mein Herz blutet. Ich will hier nicht weg. Nicht ums Verrecken!
Morgen geht’s ab nach Erie, PA, dort hat Robi family und die haben wir seit 17 Jahren nicht mehr gesehen. Ich freu mich auf sie und das tröstet mich über den Abschied hier ein bisschen hinweg.